Bericht von der naturkundlichen Wanderung im Braunfelser ‚Weipersgrund‘ (AGNU et al.) 10.5.2015 (pi)

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Eine Kombination aus Sonntagspaziergang und naturkundlichen Studien in Feld und Wald boten mehrere Naturschutzverbände ihren Gästen im idyllischen Braunfelser Weipersgrund. Horst Ryba (Laufdorf), Vorsitzender der Naturlandstiftung Hessen im Lahn-Dillkreis, Braunfels Bürgermeister Dieter Keller und Albert Langsdorf von der Hessischen Naturschutzakademie begrüßten die 25 Naturliebhaber am Parkplatz hinter dem Viadukt der ehemaligen Solmsbachbahn. Die Braunfelser Joachim Bernecke, Brigitte von Zydowitz und Friedrich W. Georg lieferten als AGNU-„Gastgeber-Team“ Erklärungen zu Renaturierungsmaßnahmen, Waldbewirtschaftung und Besonderheiten von Flora und Fauna. „Wo die Vogelwelt in Ordnung ist, ist auch der Wald in Ordnung“, kommentierte Bernecke den melodischen Ruf einer Dorngrasmücke. Oft zu hören ist hierzulande auch die Mönchsgrasmücke, die als Zugvogel traditionell im Herbst nach Afrika flog und infolge des Klimawandels die kalte Jahreszeit jetzt im südenglischen Cornwall verbringt. Das Nachsehen haben Vogelarten wie der Trauerschnäpper, die als „Zu-spät-Kommende“ im Frühjahr nicht mehr genügend Nistmöglichkeiten vorfinden. Zielkonflikte gibt es zuweilen zwischen Waldbewirtschaftung und Naturschutz. In den Braunfelser Gemarkungen sind 50 von insgesamt 2000 Hektar für die Forstleute tabu, 11 sogenannte „Altholzinseln“ dienen vielen Wirbellosen und seltenen Vogel-Arten als Refugium. Als Störfaktor – ökologisch und ästhetisch – werden riesige Douglasien im engen Talgrund wahrgenommen. „Warum habt ihr die vor 50 Jahren hier gepflanzt?“, fragte Forstmann Georg seinen langjährigen Kollegen Heimfried Opitz. „Sie haben einen starken Holzzuwachs und erschienen damals als geeignete Alternative zur Rotfichte, deren Bestände unter Schädlingsbefall litten“, lautete die Antwort. Georg erinnerte dabei auch an den extrem trockenen Sommer in 1959, wo viele hessische Waldbestände komplett verdorrt sind. Die Douglasie habe als trockenresistente Art durchaus für zukünftige Klimabedingungen Potential. Entlang von Bachläufen sind sie indes ungeeignet. Eine inzwischen 136 Jahre alte Douglasie in der „Wintersburg“ ist mit einer Tafel als „Naturdenkmal“ ausgewiesen. Mutmaßlich ist es das älteste deutsche Exemplar dieser 1870 aus Nordamerika eingeführten Koniferenart. „Dass wir hier sonnenbeschienene Auen und offene Feldflur haben, verdanken wir den Landwirten, die ihre nicht sonderlich rentablen Parzellen weiter bewirtschaften“, lobte der langjährige Vorsitzende des Hessischen Naturschutzzentrums in Wetzlar. Als ehemalige Bergbauregion ist das Lahn-Dill-Schelde-Gebiet auch für Fledermausarten attraktiv. Josef Köttnitz informierte am Eingang eines 25 Meter langen ehemaligen Schiefer-Stollens über geplante Waschbär-Barrieren, die ungebetene Besucher vom Winterquartier der nachtaktiven Säugetiere fernhalten sollen. Berührungsängste zwischen braunen Langohren, Wasser- und Bart-Fledermäusen gibt es in der gemeinsamen Herberge nicht: „Die bilden artübergreifende Cluster und wärmen sich gegenseitig. Allerdings bleiben die Stollen in milden Wintern leer oder werden erst zur Weihnachtszeit bezogen, wenn es denen in Bäumen, Mauer- oder Felsspalten doch zu kalt wird. Die wachen dann auf und ziehen um“, informierte der Fledermaus-Experte. Am Ende des Rundgangs waren die Blicke auf blühende Apfelbäume („Heuchelheimer Schneeapfel“) gerichtet, ein Schwarzspecht ließ sich vernehmen und Joachim Bernecke erinnerte an die „Sisyphusarbeit“ der Springkrautbekämpfung. Einen Eintopf und Getränke hatten Mitarbeiter des Bioland Sonnenhofes für die Wandergruppe vorbereitet. Bio-Bauer Zinke informierte über das Konzept der „Solidarischen Landwirtschaft“. Foto-Tafeln der AGNU kündeten von den Schönheiten der Natur und ihrer Bewohner. (Klaus Petri, Freier Mitarbeiter der WNZ)

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