Neben dem Laufdorfer Friedhofsparkplatz haben Insekten ein neues Zuhause bekommen. Die Naturfreunde haben eine Nistwand errichtet, um aktiv gegen das Artensterben zu agieren.
Von Sebastian Reh
SCHÖFFENGRUND-LAUFDORF. Horst Ryba, Vorsitzender der Naturlandstiftung Lahn-Dill, kann die Uhr lesen. Dennoch kann es vorkommen, dass er „fünf vor zwölf“ auf die Frage nach der Uhrzeit antwortet, obwohl diese eine völlig andere ist. Woran liegt das? „Im Bezug auf das Artensterben steht die Uhr auf fünf vor zwölf“, erklärt Horst Ryba und ergänzt: „Wenn wir Menschen jetzt nicht anfangen nachzudenken, dann wird uns in Zukunft ein noch massiveres Artensterben erwarten.“
Dem wolle die Naturlandstiftung unter anderem mit einer Insektennistwand, auch Insektenhotel genannt, entgegenwirken, schließlich sei kein Tier – sei es auch noch so klein – unnütz. Gemeinsam mit der Gemeinde Schöffengrund hat die Naturlandstiftung solch eine Nistwand finanziert. Diese wurde nun in Laufdorf von Michael Peller, Bürgermeister der Gemeinde Schöffengrund, der Naturlandstiftung und den Naturfreunden Laufdorf eingeweiht. Letztere hatten auch die Idee für den Nistkasten. Die Naturfreunde Laufdorf sind Paul Usleber, Bruno Blatt, Günter Zarbock und Erhard Kiebach. Bereits seit drei Jahren bestehe eine enge Zusammenarbeit mit der Naturlandstiftung.
„Im Frühjahr haben wir mit dem Bau der Insektennistwand, die nun neben dem Laufdorfer Friedhofsparkplatz aufgestellt wurde, begonnen“, berichtete Paul Usleber, Sprecher der Naturfreunde, bei der Einweihung. Diese besteht aus einem Rahmen, der mit Nistmaterial befüllt wurde, Holzstückchen in die Löcher gebohrt wurden und Schilfröhrchen. Zudem wird das Nistmaterial mit einem Vordach vor Regen und einem Drahtgitter vor Vögeln geschützt.
„Diese Konstruktion kann Wildbienen und anderen Insekten einen geschützten Nistplatz bieten“, erläutert der Naturfreund Bruno Blatt. Das sei nötig, da viele Insekten einer zunehmenden Bedrohung ausgesetzt seien: „Das Insektensterben liegt vor allem am Klimawandel und an der Intensivierung der Landwirtschaft“, führt er fort. Monokulturen würden Insekten Nahrung und Lebensraum nehmen. „Wenn die Wildbienen aussterben würden, dann müssten wir Obstbäume per Hand bestäuben“, legt Bruno Blatt die möglichen Folgen dar.
Alles andere als eine Monokultur befindet sich neben der Insektennistwand. „Auf dem Grundstück, auf dem nun das Insektenhotel steht, haben wir bereits im vergangenen Jahr eine Blühfläche angelegt“, so der Naturfreund. „Wer selbst etwas gegen das Insektensterben unternehmen möchte, kann das mit einem Blühstreifen im heimischen Garten machen“, empfiehlt Bruno Blatt.
„Wenn der Streifen blüht, bleiben manche Nachbarn vor meinem Garten stehen und bewundern ihn. Als er noch nicht geblüht hat, gab es allerdings auch skeptische Blicke“, lautete eine Anekdote von ihm.
Auch Michael Peller sind diese Blühflächen in Schöffengrunder Gärten schon positiv aufgefallen. „Ich bin den Naturfreunden Laufdorf sehr dankbar für ihren engagierten Natur- und Artenschutz“, lobte er. Horst Ryba ergänzte: „Wir brauchen dieses ehrenamtliche Engagement dringend.“
WNZ 06.10.2020