Die Wilhelm-von-Oranien-Schule kann mittlerweile auf eine 480jährige Geschichte verweisen, in der sich die Bildungseinrichtung einem stetigen Wandel unterzogen hat.
Das genaue Gründungsdatum unserer Schule ist nicht bekannt, es ist jedoch sicher, dass es zwischen 1535 und 1538 festzusetzen ist. Dabei gehen wir im Allgemeinen von dem Jahr 1537 aus. Zu dieser Zeit wurde unsere Schule als Lateinschule bezeichnet, in der lediglich Latein, Religion und Musik unterrichtet wurden.
Im 18. Jahrhundert wurde die Schule von Fürst Wilhelm V. zu einem Gymnasium erhoben. Mit der Zeit kamen immer mehr Fächer hinzu, jedoch dominierten nach wie vor die „alten“ Sprachen.
Im Jahre 1957 erfolgte aufgrund der herrschenden Raumnot der Umzug in das heutige Schulgebäude an der Jahnstraße. Die offizielle Bezeichnung war „Gymnasium und Altsprachliches Gymnasium“. 1958 erhielt unser Gymnasium den Namen „Wilhelm-von-Oranien-Schule“, benannt nach dem Wilhelm I. von Oranien, der 1533 in Dillenburg geboren und später zum Befreier der Niederlande wurde. Die Niederländer verehren ihn heute noch als „Vater des Vaterlandes“.
In der Folgezeit veränderte sich das Gesicht der Schule durch viele Bau- und Modernisierungsphasen. Besonders in den vergangenen Jahren erlebt die WvO einen stetigen baulichen Wandel. Neben der Errichtung des neuen Hofgebäudes im Jahr 2011 mit rund 20 neuen Klassenräumen, wurde im Jahr 2016 der neue Verwaltungstrakt inklusive weiteren vier modernen Klassenräumen fertig gestellt. Aktuell wird an der Realisierung des neuen, sehr gut ausgestatteten naturwissenschaftlichen Fachtraktes gearbeitet.
Die Wilhelm-von-Oranien-Schule ist also einerseits eine Bildungseinrichtung mit langer Tradition, die 2012 ihr 475-jähriges Gründungsjubiläum feiert, hat sich aber den Herausforderungen der Zeit immer gestellt und flexibel angepasst, um ihren Schülerinnen und Schülern stets eine optimale Perspektive in die Zukunft zu eröffnen.
Die fruchtbare Kooperation mit der Naturlandstiftung Lahn-Dill e.V. entstand durch das Zusammentreffen des Erdkundelehrers, Herrn Rudolf Kaschte, und des Vorstandsvorsitzenden der Stiftung, Herrn Horst Ryba. In ersten gemeinsamen Gesprächen konnte die Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zum Wohle der Biodiversität im Umfeld der Wilhelm-von-Oranien-Schule gelegt werden. In der Folgezeit konnten viele Umweltschutzprojekte initiiert und erfolgreich umgesetzt werden, auf die im Weiteren näher eingegangen werden soll.
Reptilien- und Amphibienbiotop „Amdorfbach“
Auf Initiative von Herrn Rudolf Kaschte (Erdkundelehrer an der Wilhelm-von-Oranien-Schule) sowie des Vorstandsvorsitzenden der Naturlandstiftung Lahn-Dill e.V., Herrn Horst Ryba, wurde am 20.04.2012 der Pflegevertrag zwischen der Stiftung und der Wilhelm-von-Oranien-Schule Dillenburg für das Reptilienbiotop „Amdorfbach“ unterzeichnet. Seit dem entwickelten Schülergruppen der Schule nach einem Pflege- und Entwicklungsplan der Stiftung Maßnahmen zur Gestaltung und Pflege des Biotops. Hierunter fallen unter anderem das Errichten von Mauern aus losen aufgeschichteten Steinen und künstlichen Sandflächen, um für die heimischen Reptilienarten ein Paradies zu schaffen. Unter den installierten Holzabdeckungen können die Pflegegruppen regelmäßig Blindschleichen und Ringelnattern entdecken, womit erste Erfolge für die Schülerinnen und Schüler sichtbar wurden. Um grundsätzlich die Biodiversität der Region zu fördern und aufrecht zu erhalten wurden zudem Wildblumen (speziell für Schmetterlinge) ausgesät und kleinere Insektenhotels, bestehend aus Schilfrohrbündeln, am alten Bahndamm installiert. Das Befreien der stillgelegten Bahntrasse von Pflanzenbewuchs und das Zurückschneiden der überwuchernden Sträuchern gehört zu den regelmäßigen Pflegemaßnahmen des Biotops.
Im Zuge der naturnahen Entwicklungskonzeption der angrenzenden Amdorfbachaue durch das Amt für Bodenmanagement Marburg übernehmen unsere Schülergruppen seit 2015 nach offizieller Übergabe durch die Stiftung zusätzlich einen Großteil der Entwicklungs- und Pflegemaßnahmen des neuentstandenen Amphibienbiotops. Hierunter fallen das Anlegen und die Erweiterung von Amphibien-Kleintümpeln sowie das Errichten von Trockenstein- und Totholzbiotopen. Um die heimischen Pflanzenarten in ihrem Bestand zu fördern wird zudem von den Schülergruppen regelmäßig das invasive, neophytische Drüsige Springkraut zurückgedrängt.
Das Biotop wird dabei überwiegend von unseren Oberstufenkursen, die dadurch einen praxisorientierten Wissenserwerb für das Landesabitur im Fach Biologie erfahren sowie den Wahlunterrichtskursen „Biologie und Erdkunde in freier Natur“, deren inhaltlicher Schwerpunkt auf den vielfältigen Umweltschutzprojekten der Schule liegen, aufgesucht.
Getreu unserem Schulmotto „Lernen in Vielfalt – Leben in Verantwortung“ wird in enger Zusammenarbeit mit der Stiftung neben der Aneignung von Wissen, dem Erkennen von wichtigen biologischen Zusammenhängen in der Natur oder der Verbesserung der Wahrnehmungsfähigkeit auch ein Bewusstsein für die Verantwortung, die wir im Umgang mit unserer Umwelt haben, entwickelt.
Hierfür sind wir als pädagogische Einrichtung der Naturlandstiftung Lahn-Dill e.V. und ihrem Vorstandsvorsitzenden, Herrn Horst Ryba, zutiefst für die fruchtbare und langjährige Kooperation dankbar, dass wir unseren Schülerinnen und Schülern einen außerschulischen Lernort anbieten können, an dem sie schüler- und handlungsorientiert einen wichtigen gesellschaftlichen Auftrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten und zudem wichtige Basiskompetenzen weiter gefördert werden.
Auch in Zukunft bauen wir auf die Unterstützung der Stiftung, in dem sie die vorhandenen Biotopstrukturen durch Ankauf und Pachtung von Ländereien erweitert, wissenschaftlich erstellte Pflege- und Entwicklungsplänen bereitstellt und die Lehrkräfte unserer Schule mit Rat und Tat begleitet.
Biotop „Hirschkäfer“
Nach den verheerenden Auswirkungen des Orkans „Kyrill“ im Januar 2007 entwickelten unter Leitung des Biologielehrers Herrn Seliger Lehrkräfte unserer Schule zusammen mit dem Forstamt Herborn ein Wiederaufforstungsprojekt im Schelderwald nahe dem Dillenburger Stadtteil Oberscheld. So wurden noch im selben Jahr im Rahmen einer eigens eingerichteten Projektwoche 22.000 Jungbäume (Eichen und Douglasien) gepflanzt. Von diesem Zeitpunkt an kümmern sich traditionell im Rahmen der Projektwoche „Kyrill“ Schülergruppen um die gepflanzten Bäume und befreien sie unter anderem vor schnellwachsendem Überbewuchs durch Strauch- und Heckenpflanzen.
Im Frühjahr 2012 wurde unsere Tätigkeit in diesem Gebiet durch das Errichten von fünf Hirschkäferburgen erweitert. Die Wiegen wurden in einem Umkreis von 500m im Eichenaltbestand im Schelderwald erbaut. Im Rahmen einer Projektwoche wurden insgesamt 30 Kubikmeter Eichenholz verbaut, teils in Form von Stammstücken teils als Hackgut, um die Hirschkäferpopulation zu stärken.
Durch die kontinuierliche Arbeit in diesem Waldgebiet wurden von unseren Schülerinnen und Schülern zudem ein Pflanzenlehrpfad mit über 40 verschiedenen Arten, mehrere Nisthilfen für heimische Eulen- und Fledermausarten und ein großes Insektenhotel erschaffen.
Getreu unserem Schulmotto „Lernen in Vielfalt – Leben in Verantwortung“ wird in enger Zusammenarbeit mit der Stiftung neben der Aneignung von Wissen, dem Erkennen von wichtigen biologischen Zusammenhängen in der Natur oder der Verbesserung der Wahrnehmungsfähigkeit auch ein Bewusstsein für die Verantwortung, die wir im Umgang mit unserer Umwelt haben, entwickelt.
Auch in Zukunft bauen wir auf die Unterstützung der Naturlandstiftung, in dem sie die gemeinsame Kooperation mit dem Hessenforst weiter unterstützt, Entwicklungspläne bereitstellt und die Lehrkräfte unserer Schule mit Rat und Tat begleitet.
Biotop „Insektenhotel“
Im Rahmen des Wahlunterrichts „Erdkunde in freier Natur“ errichteten Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse unter Anleitung von Frau Scholz und Herrn Kaschte ein Insektenhotel auf der Südseite des schulischen Hofgebäudes. Eingebettet in zahlreiche Fliedersträuchern und der angrenzenden Kräuterschnecke der Schule bietet das „Luxushotel“ in der Größe von 1,20m x 0,80m eine Vielzahl an Nischen für heimische Insektenarten.
Die beteiligten Schüler gestalteten den Bau beginnend bei der Planungsskizze bis zur Fertigstellung in Eigenregie. Die für den Bau eingesetzten, einheimischen Rohstoffe wie Holunder-, und Ahornäste, Fichtenzapfen sowie diverse Harthölzer, wurden im Umfeld der Schule gesammelt. Darüber hinaus machte sich die Gruppe auch ausreichende Gedanken über die Sicherung der Hotelbewohner durch den Einsatz von engem Maschendraht, damit besonders Grün- und Buntspechte das Hotel nicht als „Futterautomat“ ansehen.
An dieser Stelle bedanken wir uns bei der Naturlandstiftung für die finanzielle Unterstützung bei der Beschaffung der Baumaterialien. Bei der Durchführung des Projekts hat sich wieder einmal gezeigt, dass besonders durch den Unterricht außerhalb des herkömmlichen Klassenraumes hin in die schuleigene Werkstatt und der Natur wichtige Basiskompetenzen unserer Schülerinnen und Schülern in vielfältiger und nachhaltiger Weise gefördert werden konnten.