Seltener Schmetterling lebt in Braunfels

Natur Teilnehmer einer Insektenexkursion sichten den Hellen Ameisenbläuling / Erstnachweis in der Gegend

Braunfels Es ist eine kleine Sensation: Die Teilnehmer einer Insektenexkursion der Braunfelser AGNU haben eine seltene Schmetterlingsart gesichtet – den Hellen Ameisenbläuling.

Bei der Exkursion führte die AGNU interessierte Bürger durch die Pflegebereiche der Naturschutzgruppe im Weipersgrund. Der Biologe Andreas Schmidt leitete mit Joachim Bernecke, dem Vorsitzenden der AGNU, den Rundgang. Schmidt erläuterte dabei die Entwicklung der Natur in der Bachaue.

Seltener Schmetterling: Der Helle Ameisenbläuling ist jetztt auch im Weipersgrund heimisch (Foto: privat)

Dabei entdeckte der Biologe den seltenen Schmetterling und konnte so den Erst

nachweis eines Hellen Ameisenbläulings, in der Fachsprache maculinea teleius genannt, im Weipersgrund erbringen.

Der Helle Ameisenbläuling braucht als Lebensraum, große, strukturreiche und nicht intensiv landwirtschaftlich genutzte Feucht- und Nasswiesen, auf denen die Pflanze Großer Wiesenknopf wächst und es Nester der Knotenameise gibt. Der Schmetterling ist in der Regel im Juli und August zu beobachten. Dann legt er jeweils ein Ei in den Blütenkopf des Wiesenknopfes.

Ab Mitte September wird die Raupe dann von der Ameise „adoptiert“ und überwintert in deren Nest. Sie wird dort wie die eigene Brut gepflegt, frisst aber die Ameisenlarven und -puppen. Damit die Ameise die Schmetterlingsraupe für ihren Nachwuchs hält, greift diese zu einem Trick. Sie imitiert den Nestgeruch und produziert ein Sekret, das die Ameisen auflecken. Nach circa 350 Tagen im Ameisenbau beginnt die Raupe sich zu verpuppen. Ist diese Phase abgeschlossen, funktioniert auch die Tarnung nicht mehr. Der „fertige“ Schmetterling verlässt „fluchtartig“ den Ameisenbau.

Die Lebensdauer des ausgewachsenen Falters ist im Vergleich zum Puppenstadium kurz

Die Lebensdauer des ausgewachsenen Falters ist im Vergleich zum Puppenstadium kurz: Nur noch zehn bis 14 Tage bleiben dem Bläuling, um durch die Luft zu fliegen. „Ein wahrhaft bizarrer Lebenswandel“, sagte Joachim Bernecke.

Ebenso wie der Dunkle Ameisenbläuling, der in den Wiesen um Braunfels ebenfalls vorkommt, gehört auch der Helle Bläuling zu den streng geschützten Arten.

Bernecke schlug während der Exkursion auch kritische Töne an und sagte, dass der Solmsbachauenbereich – speziell zwischen Neukirchen bis Bonbaden –  im Landschaftsplan der Stadt Braunfels als Naturschutzgebiet entwickelt werden sollte. Dort seien bereits beide Arten des Bläulings gesichtet worden. Er erwähnte zudem, dass das Güllen der Aue in den vergangenen Jahren ein Nachteil für die Schmetterlinge wie Wiesenknöpfe und Ameisen sei.

Umso erfreulicher sei es, dass die Falter jetzt im Weipersgrund eine weitere Heimat gefunden hätten. Dies sei auch darauf zurückzuführen, dass die AGNU vor zehn Jahren mitten im Tal einen Teich angelegt habe und zudem einen größeren Bestand des Großen Wiesenknopfes etabliert habe, den der Schmetterling ja im Laufe seines höchst ungewöhnlichen Lebenszyklus’ benötige. Vorkommen des Bläulings gebe es zudem im weiteren Verlauf des Solmsbachs.

Die Teilnehmer der Exkursion konnten während des Rundgangs auch Blauflügel-Prachtlibellen beobachten. Das in dem Gebiet praktizierte Pflege- und Entwicklungskonzept sowie die Gewässerrenaturierung führe zu einem der größten dokumentierten Vorkommen dieser Libellen in Mittel- wie Südhessen, erklärte der Biologe Andreas Schmidt.

Wetzlarer Neue Zeitung vom Freitag, 13. Juli 2018, Seite 17

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