Ganz im Einsatz für „Lurchi“

Laufdorfer Naturfotograf Günter Zarbock bemüht sich um den Erhalt des wichtigen Biotops

Von Helmut Serowy

SCHÖFFENGRUND-LAUFDORF. Rund 80 Kinder wieseln fröhlich durch das Hainbachtal in der Nähe des Schöffengrunder Ortsteils Laufdorf. Das mächtige Rückepferd Gustl und sein Führer Marcel Feyer schleppen Baumstämme aus dem angrenzenden, bewaldeten Steilhang. Zahlreiche Gäste verfolgen interessiert das Geschehen im langgezogenen Tal. Versteckt halten sich aber im Gebüsch die eigentlichen Hauptdarsteller der Szenerie auf – die hier lebenden Feuersalamander.

Wald, Buschwerk, Gras, Laub an der Böschung sowie klares Wasser in den Wiesen des Hainbachtales bieten den „Lurchis“ mit ihrer unverwechselbaren gelb-schwarzen Warntracht optimale Lebensbedingungen. Die stets munteren und freundlich dreinblickenden „Regenmännchen“ bevorzugen es kühl und feucht. Sie sind am liebsten in der Nacht unterwegs. Nur an regnerischen Tagen verlassen sie auch tagsüber ihre Verstecke.

Begeistert drängen sich die Kinder um das Rückpferd Gustl um es mit Äpfeln, Karotten und Bananen zu füttern. Foto: Helmut Serowy

Bereits seit Jahren bemüht sich der Laufdorfer Naturfotograf Günter Zarbock um den Erhalt dieses wichtigen Biotops, in dem sich neben den Feuersalamandern auch Eidechsen und Schlangen wohl fühlen. Inzwischen hat er mit rund 20 Mitstreitern die Interessengemeinschaft Naturfreunde Laufdorf gegründet. Diese möchten nicht nur das Feuersalamander-Biotop sondern auch die Fauna und Flora im weiteren Umfeld schützen und erhalten und damit einen Beitrag zur Artenvielfalt leisten.

„Insbesondere in den regnerischen Nächten sind die Feuersalamander im Hainbachtal höchst gefährdet“, schildert Günter Zarbock den Auslöser für seine Aktivitäten, die ökologisch besonders wertvollen Lurche zu retten. Viele der flinken Gesellen werden während ihrer nächtlichen Ausflüge auf der durch das Tal führenden Straße von Autos überrollt. „Nach einer Regennacht habe ich einmal zehn überfahrene Feuersalamander gezählt“, erinnert er sich und appelliert an die Autofahrer, die Strecke vorsichtig zu befahren.

Die Naturlandstiftung Lahn-Dill-Kreis e.V. mit ihrem Vorsitzenden Horst Ryba unterstützt die Laufdorfer Naturfreunde und übergab ihnen im April 2018 das Feuersalamander-Biotop zur Betreuung. Neben der Hilfe beim Überqueren des Weges zwischen Wald und Wiese durch das Errichten eines Krötenzaunes sowie der Aufstellung von farbigen Hinweisschildern, die auf den Lurchwechsel aufmerksam machen sollen, sowie einer Informationstafel zählen das Beobachten und Kontrollieren der Population und die Pflege des Bereiches zu den Aufgaben der Salamander-Freunde.

Aktuell stand jetzt die „Entbuschung“ des Feuersalamander-Biotops durch die Naturfreunde Laufdorf auf dem Programm. Die Herausnahme von Bäumen und Büschen soll der Verbesserung des Lebensraumes der Feuersalamander-Population dienen. Neben dem Einsatz von Geräten tritt hier auch der Baumpfleger Marcel Feyer aus Solms mit seinem neunjährigen Rückepferd Gustl in Aktion. Zur Schonung der Natur schleppen diese nach althergebrachter Waldarbeit mit Pferden die gefällten Stämme aus der Steilhanglage heraus. Diesen „naturschonenden-Arbeitsgang“ mit historischem Hintergrund nutzen die Naturlandstiftung Lahn-Dill-Kreis und die Naturfreunde Laufdorf, um Kindern der umliegenden Gemeinden die Waldarbeit der Väter und Großväter zu zeigen.

Der Sprecher der Laufdorfer Gruppe, Paul Usleber, hatte rund 40 Schüler der zweiten Klassen von Nauborn und Schwalbach sowie weitere 40 Vorschulkinder der Kindergärten Schwalbach und Laufdorf mit ihren Lehrern und Betreuern begrüßt. Er informierte die wissbegierige Schar über die Arbeit der Naturfreunde.

Den pädagogischen Ansatz dieser Aktion stellte Horst Ryba als Vorsitzender der Naturlandstiftung Lahn-Dill-Kreis besonders heraus. Nachdem Agraringenieurin Birgit Ungar, die das Biotop ökologisch einordnete und einen Pflegeplan erstellte, die aufmerksamen Kinder über das Leben der Feuersalamander informiert hatte, kamen der kräftige Gustl und sein Führer Marcel zum lang ersehnten Einsatz. „Ich habe festgestellt, dass Gustl – nachdem ich einen Stamm am Geschirr befestigt habe – sich nochmals umschaut und diesen betrachtet. Er scheint bei seiner Arbeit wohl zu berücksichtigen, was er da gerade durch den Wald zieht“, erzählte Marcel Feyer den Kindern. In mehreren Gruppen eingeteilt, konnten alle hautnah das eingespielte Team „Mensch und Pferd“ und das geschickte Verhalten von Gustl verfolgen. Höhepunkt für die Kinder war schließlich die Fütterung nach erledigter Arbeit.

WNZ 29. Oktober 2019

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